Johannes-Prassek-Park Hamburg
Kräuterwanderungen

Öffentliche Kräuterwanderung: Frauenkräuter

Bei wundervollem Sonnenschein haben wir uns am Sonntag morgen in Hamburg getroffen und verschiedenste Frauenkräuter entdeckt

Hauptpflanzen dieser Wanderung waren die momentan blühenden Frauenkräuter:

Wir haben uns alle Kräuter genau angesehen und sie mit möglichen “Doppelgängern” verglichen (z.B. Johanniskraut und Jakobskreuzkraut). Beim Johanniskraut haben wir zusätzlich das Rotöl ausprobiert.

Da die Rosenblüte fast vorbei war, haben wir uns auf die Hagebutten konzentriert und die äußere Schale/ Fruchtfleisch (ohne Samen!) der verschiedenen Hagebuttenarten gekostet. Der Geschmack der schwarzen Bibernellrose war überraschend süß-fruchtig und fand breiten Anklang.

Im Anschluss haben wir uns die Schafgarbe und die wilde Möhre mit ihrem Scheininsekt angeguckt und sowohl die Blüten als auch die Blätter der beiden Pflanzen verglichen. So ähnlich sie sich auf den ersten Blick sehen, so faszinierend unterschiedlich sind sie doch, wenn man genau hinguckt

Nach einer kurzen Stärkung mit Brennnessel-Energie-Bällchen und einem Oxymel-Shot ging es weiter zur Heilpflanze des Jahres 2022: der Brennnessel mit ihren protein- und eisenhaltigen Samen. Zum Vergleich haben wir uns männliche und weibliche Brennnesseln angeschaut und direkt den Spitzwegerich als Wiesenpflaster ausprobiert – für den Fall der Fälle… (Insektenstich, Brennnessel-Berührung etc.)

Zum Abschluss wurde es praktisch: aus selbst gesammelter Schafgarbe & Beifuß sowie zugefügten Brennnesselsamen haben wir wahlweise eine Frauen-Tinktur oder ein Frauen-Oxymel gezaubert (Rezept Frauen-Kraft-Trunk)

Hier eine Übersicht aller Kräuter, die wir auf unserer Wanderung gesehen und besprochen haben (nur Stichworte, kein Anspruch auf Vollständigkeit ☺️):

Frauenmantel



Verwendung in der Volksheilkunde: Frauenthemen (Wechseljahre, PMS), bei Progesteronmangel (obwohl Pflanze wissenschaftlich kein Progesteron enthält)

Hauptinhaltsstoffe: Gerbstoffe

Zubereitung: Tee

Sonstiges:
(1) eines der wichtigsten Frauenkräuter in der Volksheilkunde, “umhüllend/ schützend”
(2) aus dem Guttationstropfen haben die Alchemisten früher versucht den Stein der Weisen/ Gold herzustellen … keine Ahnung ob sie erfolgreich waren 😊


Johanniskraut



“Fängt im Sommer die Sonne ein, um sie im Winter wieder an die Menschen abzugeben”

Verwendung in der Volksheilkunde:
(1) innerlich: stimmungsaufhellend
(2) äußerlich: bei Muskelschmerzen, Nervenschmerzen, Sonnenbränden, Narbenbehandlung

Hauptinhaltsstoffe: Hypericin, Hyperforin

Erkennungsmerkmale:
(1) “Löcher in den Blättern” (=Öldrüsen)
(2) Beim Zerreiben der Knospen/ Blüten färben sich die Finger rot
(3) sehr harter Stängel (“Hartheu”)
sieht allgemein “strubbelig” aus

Zubereitung (Beispiele):
(1) innerlich: Fertigpräparate, Tee (Kraut)
(2) äußerlich: Rotöl (siehe Rezept)
(Hypericin: Hellauszug, Hyperforin: Dunkelauszug)

Achtung:
(1) Johanniskraut erhöht die Photosensibilität/ macht lichtempfindlich, d.h. erhöhte Sonnenbrandgefahr bei hoher innerer Einnahme oder Auftragen von Rotöl direkt vor dem Sonnenbaden
(2) Johanniskraut erhöht die Leberaktivität, dadurch können andere Medikamente schneller abgebaut werden (z.B. Pille/ Antirheumatica etc. können schlechter wirken)


Jakobskreuzkraut/ Jakobsgreiskraut



GIFTIG (enthält leberschädigende Pyrrolizidinalkaloide)

Haben wir nur besprochen, um es vom Aussehen her mit dem Johanniskraut zu vergleichen


Rose: Hundsrose, Kartoffelrose & Bibernellrose/ Dünenrose



Alle Rosen-Arten der botanischen Familie “Rosa” sind essbar, ihre Inhaltsstoffe können jedoch variieren: Gezüchtete Sorten bitte nur verwenden, wenn sie nicht gespritzt sind.

ACHTUNG: Pfingstrose und Christrose sind giftig (sie gehören zu anderen botanischen Familien) – nicht verwenden! Christrose (Helleborus) wird zwar in der Medizin genutzt, aber nur als Fertigpräparat. damit die enthaltenen Wirkstoffe standardisiert sind.

Wesensmerkmal: sanft/ weich und trotzdem sehr stärkend

ACHTUNG:
vor der Verwendung die Kerne entfernen & waschen, da deren umgebene Härchen starken Juckreiz auslösen können

Verwendung in der Volksheilkunde (Beispiele):
(1) Immunstärkend (Hagebutten)
(2) Haut

Zubereitung (Beispiele):
(1) innerlich: Tee (Hagebutten), Kaltauszug (Blüten), Marmelade, rohes Hagebuttenpulver
(2) äußerlich: (Öl aus Samen, Rosenhydrolat)

Für das rohe Hagebuttenpulver:
Die Kerne müssen NICHT entfernt werden, falls man einen Hochleistungsmixer hat, der Kerne sehr fein zerschreddern kann. Durch diese starke Zerkleinerung gehen die Juckhärchen kaputt. Wenn man sich unsicher ist, ob die Mixer-Leistung ausreicht bitte erst vorsichtig testen und im Zweifelsfall doch die Kerne entfernen, um den Juckreiz auf jeden Fall zu umgehen. Alternative: man kann das Pulver auch gut fertig kaufen 😉

Hauptinhaltsstoffe:
(1) Hagebutte: Vitamin C
(2) Blüten/ Blätter: Gerbstoffen, Ätherische Öle

Details zu Vitamin C:
im rohen Zustand hat die Hagebutte 25x mehr Vitamin C als in einer Zitrone. Wird die Hagebutte gekocht, verliert sie zwar Vitamin C, da dieses termolabil ist, aber es bleibt auf Grund der Menge noch genug übrig. Den meisten Vitamin-C-Gehalt bekommt man, wenn man das rohe Hagebuttenpulver nutzt.

Quelle: https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/ernaehrung/die-groessten-vitamin-c-bomben-711345.html
Schafgarbe



Der Name kommt wahrscheinlich von Hirten, die beobachtet haben, dass kranke Schafe Schafgarbe gefressen haben (althochdeutsch „garwe“ = Gesundmacher)

Verwendung in der Volksheilkunde (Beispiele):
(1) Frauenthemen (vor allem Menstruationsbeschwerden, Blasenentzündung)
(2) Magen/ Darm
(3) Wundheilend, blutstillend

Erkennungsmerkmal
(1) Blätter = “Augenbraue der Venus”
(2) Verwechslungsgefahr mit weißblühenden Doldenblütlern (auch wenn Schafgarbe eigentlich ein Korbblütler ist) – immer auf die spezielle Blattform achten, dann kann nichts schief gehen

Zubereitung (Beispiele):
(1) innerlich: Tee, Tinktur
(2) äußerlich: Sitzbäder

Achtung: Korbblütler – Vorsicht bei Korbblütlerallergie
Wilde Möhre


Haben wir im Vergleich zur Schafgarbe angesprochen. Es handelt sich hierbei um die Uroma oder den Uropa unserer heutigen Speisemöhre – die Wurzel riecht zwar sehr gut, schmeckt aber nicht/ holzig und ist sehr klein.

Erkennungsmerkmal
(1) dunkles Scheininsekt in der Mitte der Blüten (habe nicht alle, aber die meisten)
(2) Doldenblütler (alle Blüten gehen von einem Punkt aus)
(3) “Krähenfüße” unter der Dolde (=Hüllblätter)
(4) Nach der Blüte sieht der Samenstand wie ein kleines Vogelnest aus (siehe Bild oben)

Verwendung in der Volksheilkunde:
Zentrierung/ Konzentration (Ceres Urtinktur)
(ansonsten wenig bekannt)

Brennnessel


Essen: die gesamte Pflanze ist essbar (Blätter, Samen)

Achtung: an Blättern und Stängel sitzen Brennhaare – die Pflanze am besten mörsern oder erhitzen, damit die Brennhaare sicher kaputt gehen.

Verwendung in der Volksheilkunde: Niere, Prostata/ BPH (Wurzel), …

Inhaltsstoffe: Kieselsäure, Histamin, Eisen (3x mehr Eisen als Spinat), Flavonoide, Vitamine, Mineralstoffe

Zubereitung: Tee, Spinat (Kraut), Kräutersalz, Brennnesselsamen z.B. über das Müsli streuen, Energy Balls mit Brennnesselsamen, … die Fasern werden auch für Kleidung genutzt

Heilpflanze des Jahres 2022 🙂
Spitzwegerich



Essen: alle Bestandteile des Spitzwegerichs sind essbar, Knospen schmecken Champignon-ähnlich

Verwendung in der Volksheilkunde:
“Wiesenpflaster”: Insektenstiche/ Brennnessel-“Verbrennung”: angequetschte/ angekaute Blätter auf die betroffene Stelle legen

bei Reizhusten/ Atemwegserkrankungen

Hauptinhaltsstoffe: Aucubin (anti-entzündlich), Schleimstoffe (hustenstillend)

Zubereitung: Salat (junge Blätter, Knospen), Hustensirup, …


Beifuß



eine der ältesten Räucher- und Ritualpflanzen weltweit, früher “Mutter aller Heilpflanzen” heute “Gänsegewürz” 😉

Verwendung in der Volksheilkunde (Beispiele):
(1) Magen/ Darm (Bitterstoffe)
(2) Frauenheilkunde:
* Universalentgiftungsmittel (“Beifuß treibt es raus”)
* bei unerfülltem Kinderwunsch
* auf KEINEN FALL in der Schwangerschaft (kann vorzeitige Wehen auslösen)

Erkennungsmerkmale
(1) markante Blattform (siehe Foto)
(2) grüne Vorderseite & silbrig (leicht behaarte) Rückseite
(3) sehr intensiver ätherischer Geruch

Hauptinhaltsstoffe
Bitterstoffe, ätherische Öle

Achtung: Korbblütler – Vorsicht bei Korbblütlerallergie

Quellenangabe Fotos: Eigene Fotos und Pixabay

Achtung: diese Seite enthält Informationen zu Pflanzen und ihrer Verwendung in der Volksheilkunde. Bitte frag bei gesundheitlichen Beschwerden immer Deinen Arzt oder Apotheker, bevor Du eine dieser Pflanzen zu Dir nimmst.